Eclipse ist noch brauchbar


Nachdem JetBrains mir in IntelliJ ein "AI Assistant"-Plugin aufgezwungen hat, habe ich mir vorgenommen mal wieder "Eclipse IDE for Enterprise Java and Web Developers" auszuprobieren.

Ich benutze IntelliJ schon seit, ehm, vielen Jahren, ich bin nicht alt, nein! Und ich liebe es. JetBrains arbeitet auch bereits daran dieses Plugin löschen zu können. Dennoch wollte ich mal wieder Eclipse benutzen.

Eclipse benutze ich immer mal wieder, einfach nur, um zu sehen, wie es sich so entwickelt hat. Im Gegensatz zu IntelliJ muss man vieles "manuell" machen. Es ist einfach etwas mehr Handarbeit notwendig, um damit gut arbeiten zu können.

Das ist zumindest das, was mir immer als erstes auffällt. Die Optik ist ein anderes Thema. Eclipse kommt nur sehr schlecht mit 4k-Bildschirmen klar. Die Icons sind extrem klein, und bei aktivierter Skalierung sehen die Icons eigenwillig verschwommen aus.

Eclipse startet by default im "dark mode", der aber extrem mies aussieht. Ich stelle das sofort um auf "light". Im Darkmode sehe ich in einigen Dialogen nichts, manche Dialoge sind weiterhin "hell", Farben sind optimiert für "hell" usw...das sieht einfach nicht gut aus :D.

ABER: Perspektiven!

Ich kann eine Debugging-Perspektive haben, oder eine "ich entwickel jetzt"-Perspektive.

Die Perspektiven in Eclipse habe ich in IntelliJ immer vermisst. Das ist so ein tolles Feature. Wenn ich debugge, brauche ich keine Projektstruktur oder anderen Kram. Man kann sich die Perspektiven auch völlig frei gestalten. Das geht so in IntelliJ gar nicht. Und es stört mich da auch regelmäßig.

Mehrere Projekte in einem Fenster zu haben ist auch so ein selbstverständliches Feature in Eclipse (und Netbeans), das ich damals beim Umstieg auf IntelliJ sehr vermisst habe. Man kann zwar mehrere "Module" in IntelliJ haben, aber das ist nicht vergleichbar. Im Alltag habe ich einfach mehrere Instanzen von IntelliJ laufen. Suboptimal. Man kann natürlich auch ein "multi-modul" Mavenprojekt nutzen. Das setzt aber voraus, dass alle Projekte Javaprojekte und Maven sind. Auch das ist nicht mit der Funktion in Eclipse vergleichbar.

Die Einstellungen sind in Eclipse auch besser gelöst. In IntelliJ gibt es in den globalen Einstellungen Dinge, die projektspezifisch sind. Das ist aber nicht ersichtlich. Es gibt im Grunde keinen Dialog für projektspezifische Einstellungen (von Project Structure mal abgesehen). Die Einstellungen sind aber auch in IntelliJ sehr gut, wie ich finde. Beide, Eclipse und IntelliJ, bieten eine sehr gute Suche, welche die Anzeige reduziert, auf das, was man gesucht hat. Das ist wirklich unglaublich praktisch.

Die Performance ist komischerweise bei Eclipse besser als bei IntelliJ. Das war damals nicht so. Eclipse war immer als extrem langsam bekannt. Mit ein Grund wieso man zu IntelliJ gewechselt ist. Und natürlich, weil es "besser" ist.

Das Textrendering ist bei IntelliJ leider um Welten besser als bei Eclipse. Also rein "optisch". Der Texteditor bei Eclipse ist leider sehr schlecht. Nicht so schlecht, dass man gar nicht damit arbeiten kann, aber es ist schon grenzwertig :). Eine Kritik, die ich bei Eclipse schon immer geäußert habe. Das ist für mich nichts Neues.

Der inkrementelle Compiler von Eclipse ist bis heute ungeschlagen. Auf modernen Computern wirkt das Ding wie Magie. Jedes Mal, wenn ich Eclipse wieder ausprobiere, bin ich positiv überrascht, wie schnell der inkrementelle Compiler ist. Der ist so schnell, dass man sich wundert, ob er denn nun wirklich kompiliert hat (ja!). Lustigerweise gibt es in IntelliJ eine Option in den Einstellungen den Eclipse Compiler zu nutzen :).

Die Maven-Integration ist in IntelliJ immer noch mies. Ich weiß gar nicht, wieso das so ist. Ich muss in IntelliJ andauernd maven reload machen, wenn ich die pom.xml verändere...wieso?! Es zeigt mir sogar ein "refresh"-Icon an, wenn ich Änderungen vornehme...wieso refresht IntelliJ nicht für mich? :P!!! Weder bei Netbeans noch bei Eclipse muss man das manuell machen. Das ganze Projekt "rot"? Maven reload...das kann es ja nicht sein :).

Die Pluginsituation ist bei IntelliJ minimal besser als bei Eclipse. Ich vermisse kein Plugin bei Eclipse, aber es gibt Plugins bei IntelliJ, die es für Eclipse nicht gibt. Ich muss aber sagen, dass die Pluginsituation bei Eclipse sehr gut ist. Und es werden auch immer noch neue Plugins entwickelt.

Unterm Strich ist IntelliJ aber das bessere Gesamtpaket. Die Motivation bei JetBrains das Produkt stetig zu aktualisieren ist höher als bei Eclipse oder Netbeans. Sie bekommen ja Geld dafür :D.